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Was tun, wenn die Einhaltung der Vorgaben zu der Herstellung einer schlechten Crimpverbindung führen?

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Wer sich mit der Bewertung von Crimpqualität beschäftigt kennt die Vorgaben, die eine gute Crimpverbindung erfüllen muss. Für jede Vorgabe gibt es technische Hintergründe die sicherstellen, dass eine Crimpverbindung die elektrischen und mechanischen Anforderungen erfüllt.

Und immer wieder tauchen Sie auf, die Vorgaben in Spezifikationen, die, werden sie eingehalten, zwangsläufig zu schlechten Crimpqualitäten führen. Da wird ein Crimpkontakt, der bei einem Nennquerschnitt von 1,5 mm² eine gute Crimpqualität liefert, für Nennquerschnittsbereiche bis 0,35 mm² (!) freigegeben. Das Ergebnis: Alles andere als eine gute Qualität. Oder anders formuliert: Sie möchten mit einer M5 Schraube etwas befestigen und das, lt. Vorgabe, mit einer M3 Mutter. Sie haben recht: Das funktioniert in der Mechanik nicht! Berechtigte Frage: Warum soll das dann in der Crimptechnik funktionieren?

Nicht jeder Entwickler von einem Kabelbaum, den er für sein neues Gerät benötigt, ist ein „Crimpprofi“. Er verlässt sich auf die Informationen, die er von den Herstellern der Crimpkontakte, in der Spezifikation findet. Und, je bekannter der Hersteller ist, umso weniger wird die Spezifikation hinterfragt. Er wählt das, für sein neues Gerät, optimale Steckergehäuse aus und geht davon aus, dass die Crimpverbindungen, für den errechneten Nennquerschnitt von (z.B.) 0,5mm², passen.

Spätestens bei der Erstellung und Prüfung der Erstmuster, durch einen qualifizierten Kabelkonfektionär, kommt dann das „böse Erwachen“. Die Crimpverbindung wird entsprechend der Spezifikation erstellt und anschließend bewertet. Das Ergebnis: Die Crimpqualität entspricht nicht den gültigen Qualitätsstandards!

Wichtig: Informieren Sie Ihren Kunden über die schlechte Crimpqualität, den er entscheidet letztendlich ob die Crimpverbindung so produziert werden kann oder eben nicht!

Es stellt sich die Frage, ob die Crimpverbindung die Anforderungen des Gerätes in Praxis erfüllt oder nicht. Dabei ist es unerheblich, welche Angaben in der Spezifikation des Herstellers steht. Diese Frage muss unbedingt in der Entwicklungsphase beantwortet werden! Denn keiner kann daran Interesse haben, dass die Crimpverbindung und in der Folge das Gerät beim Endkunden ausfällt!

Ist das Risiko, dass die Crimpverbindung die mechanischen und elektrischen Anforderungen nicht erfüllt gering, wird die schlechte Crimpverbindung produziert. Ist das Ausfallrisiko hoch, muss z.B. ein alternatives Steckergehäuse mit, für den geplanten Nennquerschnitt, passenden Crimpkontakten gewählt werden. Ein enormer Aufwand, denn in diesem Beispiel muss natürlich auch der passende Gegenstecker mit passenden Crimpkontakten geändert werden!

Wünschenswert wäre es, dass in Spezifikationen entsprechende Hinweise auf eine suboptimale oder schlechte Crimpqualität, bezogen auf die unterschiedlichen Nennquerschnitte und den Leiteraufbau, dokumentiert sind. Das würde allerdings bedeuten, dass bei geschätzten, rund 1,2 Millionen Crimpkontaktvarianten, jede Menge Arbeit auf die Crimpkontakthersteller zukommen würde. Sehr unwahrscheinlich, dass es irgendwann solche Hinweise geben wird.

Also bleibt nur eines übrig: „Darum prüfe, was sich ewig verbinden soll!

  • Prüfen Sie im Vorfeld, in der Entwicklungsphase, durch Mustercrimpungen, ob der Nennquerschnitt der Leitung zum Crimpkontakt passt.
  • Und wenn nicht anders möglich: Prüfen Sie ob eine suboptimale der schlechte Crimpverbindung die Anforderungen in der Anwendung erfüllen kann!
  • Und als Konfektionär: Reden Sie mit Ihrem Auftraggeber über die mögliche, erzielbare Qualität. Denn Ihr Auftraggeber entscheidet letztlich ob die Qualität ok ist. Das spart jede Menge Ärger und vor allem Reklamationskosten!

Aus der Praxis: Nachfolgend finden Sie eine Dokumentation der möglichen Crimpqualität, basierend auf einer offiziellen und freigegebenen Spezifikation für einen Crimpkontakt.

Hinweis: Da dieses Problem Herstellerübergreifend besteht, haben wir in dieser Dokumentation auf die Nennung des Herstellers und den Crimpkontakt verzichtet.

Die Crimpverbindungen in diesen Beispielen wurden entsprechend den freigegebenen Datenblättern gefertigt und nach den bekannten Standards über die Sichtkontrolle, den Auszugstest und die Schliffbildbewertung geprüft.

Offene Crimphülse: Zugelassen, lt. Datenblatt, für einen Nennquerschnittsbereich: 22 – 16 AWG | 0,35 – 1,5 mm²

 Nennquerschnitt  Drahtcrimphöhe Drahtcrimpbreite Crimpkontakt
0,35 mm²   0,89 mm -0,97 mm
(0.035 – 0.038 Inch)
 1,80 – 1,96 mm
( 0.071 – 0.077 Inch)

Crimpkontakt

  AWG 22 0,89 mm -0,97 mm
(0.035 – 0.038 Inch)
0,50 mm²   0,94 mm -1,02 mm
(0.036 – 0.039 Inch)
  AWG 20 0,92 mm -1,00 mm
(0.037 – 0.040 Inch)
0,75 mm²   1,17 mm -1,25 mm
(0.046 – 0.049 Inch)
  AWG 18 1,19 mm -1,27 mm
(0.047 – 0.050 Inch)
1,00 mm²   1,22 mm -1,30 mm
(0.048 – 0.051 Inch)
  AWG 16 1,22 mm -1,30 mm
(0.048 – 0.051 Inch)
1,50 mm²   1,42 mm -1,50 mm
(0.056 – 0.059 Inch)

 

Die Sichtprüfung:

SichtprüfungJe kleiner der Nennquerschnitt der Leitung ist, der in diesem Crimpkontakt verarbeitet wird, umso mehr wird der Drahtcrimpbereich überpresst. Wie bei der Sichtprüfung erkennbar ist, wirkt sich das direkt auf die Geometrie des Crimpkontaktes aus.

Vercrimpter Nennquerschnitt: 0,35 mm²

(1) Crimpkontakt deformiert!

(2) Der Litzenverbund wird stark abgeknickt. Das kann zum Brechen von Einzeldrähten führen!

(3) Starke Gratbildung am Crimpboden!

(4) Durch die Überpressung beschädigt der Crimper den Kontakt!

(5) Beschädigungen am Crimpboden des Isolationscrimpbereiches durch den Amboss!

 

 

Die Schliffbildbewertung

Schliffbild 0,50 mm² ~ AWG 20

Schliffbild 0,75 mm²

Schliffbild 1,00 mm² ~ AWG 17

Schliffbild 1,5 mm²

Trotz einer guten Verpressung der Einzeldrähte sind die Crimpverbindungen für die Nennquerschnitte 0,5 mm², 0,75 mm² und 1 mm², entsprechend dem gültigen Qualitätsstandard für die Bewertung von Schliffbilden nicht zulässig!

Fazit: Dieser Crimpkontakt ist für einen Nennquerschnitt von 1,5 mm² ausgelegt!

 

 

 

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