Grundlagen: Die Funktion des Isolationscrimps – Beispiel B/F
Beim Crimpen entsteht am Übergang zwischen dem massiv verpressten Litzenverbund des Drahtcrimpes (1) und des nachfolgend flexiblen Litzenverbund (2) eine Sollbruchstelle (3).
Durch Vibrationen kann die Leitung aufschwingen und diese Sollbruchstelle belasten (Abbrechen von Einzeldrähten aus dem Litzenverbund).
Beispiel: Aufschwingen (A) einer Leitung bei einer Lötverbindung (B)
Diese Sollbruchstelle (3) wird, als Erstes, durch den „Auslauf hinten“ (4) entschärft (Zwingend erforderlich).
Eine weitere Entlastung wird durch den Isolationscrimp (5) erreicht. Dieser verhindert durch die Fixierung der Isolation ein Aufschwingen der Leitung und somit eine mechanische Belastung der Sollbruchstelle. (Weitere Entlastungen der Sollbruchstelle sind z.B. Bündeln der Leitungen nach dem Steckergehäuse, Kabelbinder, Schrumpfschlauch, etc.)
Damit der Isolationscrimp diese Aufgabe erfüllt muss er die bekannten Vorgaben erfüllen:
Min. 1/3 bzw. 120° (A) des Isolationsumfanges müssen von den Crimpflanken umfasst sein. Die Enden der Crimpflanken dürfen in die Isolation eindringen, diese aber nicht durchstoßen. Keine Beschädigung der Einzeldrähte zulässig.
Durchstoßen die Crimpflanken die Isolation wird dieser Bereich (6) aufgeschnitten.
Isolationsmaterial weist unterschiedliche Eigenschaften wie z.B. die Härte auf. Bei spröden Isolationen „platzt“ die Isolation direkt bis ans Leitungsende (Richtung Drahtcrimp) auf.
Auch die Haftkraft der Isolation auf dem Litzenverbund ist unterschiedlich stark. D.h.: Wenn sich eine Isolation auf dem Litzenverbund leicht bewegen lässt, „kleben“ andere Isolationen regelrecht auf dem Litzenverbund fest (was den Abisoliervorgang nicht einfacher macht).
Ist die Isolation bis zum Leitungsende aufgeplatzt und wird bei einer geringeren Haftkraft mit Zug belastet, kann Sie aus dem Isolationscrimp (7) gezogen werden.
In diesem Fall kann der Isolationscrimp seine Aufgabe nicht erfüllen. Außerdem besteht die Gefahr, dass nach dem Steckergehäuse der nicht isolierte Litzenverbund (8) sichtbar ist.
Wann wird die Isolation einer Leitung mit Zug belastet? Ein paar Beispiele: Beim Handling der vorkonfektionierten Leitungen, beim Konfektionieren von Einzelleitungen zum Kabelbaumes oder wenn die Leitung in der Endmontage (Verlegen des Kabelbaumes) direkt nach dem Crimpkontakt (bzw. des Steckergehäuses) abgeknickt wird.
Und übrigens: „Wir benötigen keinen weiteren Drahtcrimp, indem wir mit den Isolationscrimpflanken in den Litzenverbund eintauchen! Einer reicht vollkommen aus!“
Fazit: Viel „Wenn“ und „Aber“! Was in einem Anwendungsfall keine Rolle spiel oder noch tolerierbar ist, ist in einem anderen Fall der Grund für den Ausfall und eine teure Reklamation.
Darum sollten die grundsätzlichen Vorgaben immer eingehalten werden. Ist das nicht möglich, weil (z.B.) die Isolationscrimpflanken zu lang sind und kein passender Crimpkontakt verfügbar ist, dann gibt es immer noch die Möglichkeit einer Sonderfreigabe für diesen Isolationscrimp. Natürlich erst nach Prüfung, ob dieser suboptimale bzw. schlechte Isolationscrimp negative Auswirkungen auf die Crimpverbindung in der Anwendung hat.