Was tun, wenn man eine schnelle Aussage über das Innenleben einer Crimpverbindung braucht? Man erstellt ein Schliffbild! Doch was tun, wenn man kein Schliffbildlabor hat und eine schnelle Aussage braucht? Man erstellt einen „Schnellschliff“!
Für die optimale Qualitätskontrolle von Crimp- und Pressverbindungen ist der Einsatz von einem Schliffbildlabor heute eines der wichtigsten Qualitätsinstrumente in der Kabelkonfektion. Durch das erstellte Schliffbild erhält man alle wichtigen Informationen u.a. über den Verpressungsgrad des Litzenverbundes, das Einrollen der Crimpflanken, Beschädigungen im Drahtcrimpbereich, etc.
Nur sind die Kosten eines Schliffbildlabores, vor allem für Kleinkonfektionäre, das große Hindernis für die Anschaffung dieses Qualitätsinstrumentes. Lieferanten für Equipment und Verbrauchsmaterialien rund um die Kabelkonfektion bieten genau für solche Fälle die Erstellung eines Schliffbildes als Dienstleistung an. Die Kosten dafür beginnen bei rund 40,- € pro Schliffbild. Nach der Bereitstellung von 5 Crimpmuster erhält man ein Schliffbild mit einer Beurteilung per E-Mail. (z.B. die Firma AAC Kabelbearbeitungssysteme GmbH [>>>] bietet diese Dienstleistung an.)
Der Vorteil: Diese erstellte Schliffbilddokumentation kann ohne weiteres auch als Qualitätsnachweis an den Kunden versendet werden.
Der Nachteil: Durch Postversand der Muster, die Bearbeitungszeit für die Erstellung des Schliffbildes dauert es durchschnittlich eine Woche bis Sie ein entsprechendes Dokument in den Händen halten können. Fatal wird es, wenn Sie dann feststellen, dass Ihre Crimpverbindung nicht i.O. ist und Sie durch veränderte Einstellungen am Crimpwerkzeug Ihr Crimpergebnis optimieren müssen. Denn in der Regel können Sie ihre Fertigung nicht einfach wegen einem Schliffbild ein oder zwei Wochen unterbrechen.
Was also tun, wenn Sie eine schnelle Aussage über Ihr Crimpergebnis benötigen? Sie erstellen einen „Schnellschliff“!
Dafür benötigen Sie einen Schleifbock mit einer groben und einer feinen Scheibe oder alternativ ein Bandschleifgerät aus dem Baumarkt. Auch ein Handschleifer kann beim Trennen hier gute Dienste leisten.
WICHTIG: Beim Trennen und Schleifen des Crimpkontaktes darf dieser weder mechanisch noch thermisch belastet werden.
Sie trennen den Crimpkontakt kurz vor dem Drahtcrimpbereich (1) z.B. mit einer Säge. Beim Einsatz von einem Seitenschneider kann der Drahtcrimpbereich deformiert werden, was unbedingt zu vermeiden ist!
Nach dem Trennen schleifen Sie den Crimpkontakt an der groben Schleifscheibe bis etwa zur Mitte des Drahtcrimpbereiches (2). Anschließend halten sie die entstandene Schlifffläche noch kurz an die „feine Schleifscheibe“.
Achten Sie unbedingt auf die Schleifrichtung (2) und darauf, dass keine Hitzebildung beim Schleifen entsteht (Öfters mit Wasser kühlen)
Achten Sie darauf, dass Ihre Schlifffläche in etwa im 90° Winkel entsteht!
Beim Trennen und Schleifen der Schlifffläche lagert sich der entstehende Schleifstaub in den Konturen der Schlifffläche ab. Dieser Schleifstaub muss entfernt werden. Bei modernen Schliffbildlaboren verwendet man für diesen Reinigungsvorgang die Elektrolyse.
Nach dem Trennen und Schleifen der Oberfläche lässt sich nicht viel von der inneren Kontur unserer Crimpverbindung erkennen. Folglich müssen wir die Schnittfläche reinigen.
Dafür gibt es grundsätzlich 2 Möglichkeiten:
Die Erste: Sie verwenden ätzende Mittel wie z.B. Salpetersäure die allerdings eine Gefahr für die Gesundheit darstellen und nicht empfehlenswert sind!
Für das Reinigen der Schliffebene können Sie 56%ige Salpetersäure, die in fast jeder Apotheke erhältlich ist, verwenden! Zum Reinigen der Schlifffläche und zum sichtbar machen der Konturen setzen Sie einen Tropfen Salpetersäure auf die Schlifffläche. (Am besten mit einer Glaspipette). Nach etwa 10 Sekunden spülen Sie die Schlifffläche mit Wasser ab.
(ACHTUNG! SALPETERSÄURE IST ÄTZEND! UNBEDINGT SICHERHEITSBESTIMMUNGEN BEIM EINSATZ BEACHTEN! SCHUTZHANDSCHUHE, SCHUTZBRILLE!)
Die Zweite: Sie setzen die Elektrolyse als Reinigungsmethode ein! Diese erheblich ungefährlichere Methode ist ein Verfahren, dass wir aus der Reinigung von Metalloberflächen kennen. (Beispiel: Reinigung von Schweißnähten). Hier gibt es im Handel fertige Reinigungsgeräte. Oder Sie bauen sich Ihr eigenes Reinigungsgerät.
Und so funktioniert das Verfahren: Über ein (vorzugsweise regelbares) 12 V Gleichstrom (DC) Netzteil wird der Crimpkontakt über eine Klemme mit dem Minus-Pol verbunden. Mit dem Pluspol wird ein „Kohlefaserpinsel bzw. Kohlefaserstempel“ verbunden. Dieser „Kohlefaserpinsel bzw. Kohlefaserstempel“, mit dem Elektrolyt (z.B. KCL 3M) befeuchtet, wird auf die zu reinigende Oberfläche gehalten und solange der Strom fließt findet der Reinigungsprozess statt. „Kohlefaserpinsel bzw. Kohlefaserstempel“ und das Elektrolyt können Sie im Internet bestellen, natürlich auch so ein regelbares 12 V Gleichstrom (DC) Netzteil. (Die Erklärung über die genauen Abläufe bei dieser elektrochemischen Anwendung finden Sie über Ihre bekannte Suchmaschine im Internet.)
Zugegeben: Die 2. Methode ist etwas langsamer als die Reinigung mit ätzenden Mitteln. Dafür nicht so gefährlich!
Unter einer starken Lupe bzw. einem Mikroskop sehen Sie nun die Konturen der Crimpverbindung.
WICHTIG: Bei so einem erstellten Schliffbild erkennen Sie lediglich die Tendenzen Ihrer Crimpverbindung.
- Wie sind die Crimpflanken eingerollt.
- Ist die Crimphülsenwand bei gedrehten Crimpkontakten beschädigt oder ok.
- Sind alle Litzen erfasst.
- Sind alle Litzen unregelmäßig verpresst
- Sind Hohlräume im Crimpbereich vorhanden
Was Sie mit einem so erstellten Schliffbild NICHT tun können ist es ausmessen und für Dokumentationen für Ihren Kunden verwenden. In jedem Fall bietet Ihnen diese Methode eine Möglichkeit günstig und schnell die tendenzielle Qualität ihrer Crimpverbindung zu erkennen!
Bei der Freigabe oder beim Einstellen von Crimpwerkzeugen ist das in jedem Fall ausreichend!
