Wie kann man das Handling und die Crimpqualität (offene Crimphülse) mit Handcrimpzangen verbessern?
Das Ergebnis im Video
In Zusammenarbeit mit der Firma AAC Kabelbearbeitungssysteme GmbH haben wir in dieser Studie untersucht, ob und wie man das Handling und vor allem die Crimpqualität optimieren kann. Dabei ging es, in erster Linie, um den Einsatz der Handcrimpzange an der Werkbank in der Kabelkonfektion. Und natürlich um das Erzielen der bestmöglichen Qualität.
Die Grundlage für diese Studie war die PEW 12 und die zu dieser Systemzange verfügbare Tischhalterung von Rennsteig!
Während sich (z.B.) gedrehte Crimpkontakte in guter Crimpqualität, relativ problemlos mit Handcrimpzangen verarbeiten lassen, ist die Erstellung einer qualitativ guten Crimpverbindung mit einer offenen Crimphülse eine echte Herausforderung.
Jeder der mit Handcrimpzangen Crimpverbindungen mit offenen Crimphülsen herstellt, kennt diese grundsätzlichen Probleme:
- Verfügbarkeit der passenden Gesenke zum Crimpkontakt und dem Nennquerschnitt der Leitung.
- Verfügbarkeit einer passenden Positionierhilfe für das optimale Einlegen des Crimpkontaktes im Gesenk.
- Und letztlich das Handling der Handcrimpzange. Hier soll „Freihand“ eine Crimpverbindung hergestellt werden, bei der alle aktuell geforderten Qualitätsstandards eingehalten werden.
Info zur Verfügbarkeit: Voraussichtlich ab 01.06.2023 ist dieses Handcrimpzangen-System als Produkt über die Firma AAC Kabelbearbeitungssysteme GmbH bestellbar!
Das Gesenk:
[Mehr Informationen zur Thematik der Crimpgesenke in Handcrimpzangen]
Wenn man sich ein Standard-Gesenk einer Handcrimpzange anschaut, stellt man fest, dass die einzelnen „Nester“ für Querschnittsbereiche ausgelegt sind.
Das bedeutet: Diese Querschnittsangaben beziehen sich in erster Linie auf den Nennquerschnitt der Leitung. Der jeweilige Querschnittsbereich (z.B. 0,5 bis 1,0 mm²) bedeutet, dass für eine Kombination, Nennquerschnitt/Crimpkontakt, eine optimale Pressung des Litzenverbundes erfolgen kann und bei anderen Kombinationen nur suboptimale Pressungen möglich sind.
Wichtig: Es gibt kein Gesenk mit dem unterschiedliche Nennquerschnitte in einem Crimpkontakt optimal verpresst werden können, ohne die Crimphöhe zu verändern. Und diese Einstellmöglichkeit ist in einer Handcrimpzange nicht gegeben!
Die Studie zeigt: Das geht auch anders! Statt Querschnittsbereiche, wird das Gesenk mit nur einem „Nest“ versehen! Die Geometrien sind dafür optimal abgestimmt auf die Kombinationen:
- Crimpkontakt zum Nennquerschnitt der Leitung für den Drahtcrimp
- Durchmesser der Isolation für den Isolationscrimp
Der Ablauf gleicht dabei der Herstellung von Verschleißteilen (Draht,- Isolationscrimper, Amboss) für Schnellwechselwerkzeuge die in Crimpmaschinen eingesetzt werden. Nach Vorlage von Crimpkontakt und der dazugehörigen Leitung wird die Geometrie des Gesenkes festgelegt und das Gesenk wird entsprechend gefertigt. Somit wird eine optimale Verpressung des Litzenverbundes erreicht.
Wichtig: Voraussetzung ist natürlich, dass der Crimpkontakt zu der Geometrie der Leitung passt!!
Und um die Frage direkt zu beantworten: Ja, diese Gesenke kosten mehr wie Gesenke von der „Stange“! Dafür lässt sich mit diesem Gesenk Qualität produzieren! Die tatsächliche Frage ist: Wollen wir Qualität, oder auf deren Kosten billig einkaufen?
Selbstverständlich kann auch ein Gesenk von der „Stange“, nach einer entsprechenden Anpassung, in diesem Handcrimpzangen-System eingesetzt werden! Welche Anpassungen dafür vorgenehmen werden müssen ist schon in einem anderen Artikel beschrieben [Info]!
Die Positionierhilfe
[Mehr Informationen zur Thematik der Positionierhilfe in Handcrimpzangen]
Die Lage des Crimpkontaktes im Gesenk entscheidet darüber, ob die Crimpflanken richtig einrollen und natürlich darüber ob die Crimpverbindung nach dem Crimpvorgang gerade oder deformiert ist. Bei der Vielzahl von Crimpkontaktvarianten gibt es, bis auf Standard-Crimpkontakte, keine Positionierhilfen ab Lager. Dabei ist die, auf den Crimpkontakt abgestimmte Positionierhilfe für die Erstellung einer guten Crimpverbindung unverzichtbar. Vor allem in Bezug auf die Reproduzierbarkeit von Crimpqualität eine absolut wichtige Komponente einer Handcrimpzange.
Mit dem Einsatz von moderner Fertigungstechnik lassen sich, auf den Crimpkontakt abgestimmte Positionierhilfen relativ einfach herstellen! Und auch hier gilt: Ist eine passende Positionierhilfe vorhanden, kann die selbstverständlich verwendet werden!
Das Handling:
[Mehr Informationen zur Thematik]
Jeder der schon einmal mit einer Handcrimpzange eine Crimpverbindung hergestellt hat, weiß: Das ist nicht wirklich einfach! Will man Qualität, benötigt man viel Übung und Erfahrung um mit den bekannten Systemen Crimpverbindungen herzustellen. Und oft ist die Qualität einfach "Glücksache"!
Die Gesenke sollten sich linear bzw. parallel schließen. Schließen sich die Gesenke „Scherenartig“ verdreht sich der eingelegte Crimpkontakt und die Crimpflanken rollen ungleichmäßig ein.
Das Handling der Handcrimpzangen ist, vor allem für Menschen mit „kleinen“ Händen eine Herausforderung. Über die Hebel (1+2) werden die Gesenke (3+4) geschlossen (B). Dabei ist die Öffnung der Hebel (1+2) so groß (A), dass beim Crimpvorgang (teilweise) mehrfach nachgefasst werden muss! Dadurch wird der Crimpvorgang nicht in einem Zug durchgeführt, sondern mehrfach unterbrochen. Dadurch kann, die im Crimpkontakt positionierte, abisolierte Leitung verrutschen.
Der Prototyp: Das Ergebnis der Studie
Auch mit Handcrimpzangen lassen sich gute Crimpverbindungen mit der offenen Crimphülse herstellen! Und ja! Die Nachteile der klassischen Handcrimpzange können durch entsprechende Modifikationen aufgehoben werden!
(1) PEW 12 Systemzange von Rennsteig (Standard)
(2) Tischhalterung von Rennsteig (Standard)
(3) Keil für die optimale Positionierung auf der Werkbank
(4) An den Crimpkontakt und die Leitung angepasste Gesenke und Positionierhilfe
Der Crimpbereich im Detail:
(1) Auf die Kombination Crimpkontakt-Nennquerschnitt und den Leitungsdurchmesser abgestimmtes Crimpgesenk
(2) Crimpgesenke je nach Einsatz wechselbar. (Tischhalterung oder Handnutzung)
(3) Auf den Crimpkontakt abgestimmte Positionierhilfe
